Bandido

„Bandido“ ist ein sehr kompaktes, kooperatives Legekartenspiel mit einfachen Regeln. Die Karten müssen dabei (ähnlich wie im Klassiker „Domino“) passend an bereits ausliegende Karten angelegt werden.

Von einer Startkarte aus gehen fünf bzw. sechs Wege ab. Die Spieler müssen alle Wege verschließen bevor der Nachziehstapel leer ist. Damit soll der namensgebende Bandido an seiner Flucht gehindert werden.

Dabei ist die Bezeichnung „einfache Regeln“ eigentlich eine Untertreibung. Die Spieler können nur eine einzige Handlung durchführen: Man hat drei Karten auf der Hand, davon muss man eine anlegen. Anschließend zieht man eine Karte nach und der nächste Spieler ist and der Reihe. Das war es. Irgendwelche strategischen Aspekte gibt es nicht.
Dadurch, dass es ein kooperatives Spiel ist, sollten die Spieler sich austauschen, an welcher Stelle die eigenen Karten gut oder weniger gut passen, damit das Gängelabyrinth nicht zu weit ausufert und nicht unnötig weitere Wege geöffnet werden. Das Problem ist aber, dass man darauf kaum Einfluss hat. Natürlich sollte man aus den drei Handkarten diejenige auswählen, die vermeintlich am besten passt, doch leider ist es in 80 % der Fälle so, dass man zwischen „Pest und Cholera“ wählen muss.

Natürlich kann es auch sein, das Mitspieler „blöde“ bzw. ungünstige Entscheidungen treffen. Wer das Legespiel „Carcassonne“ kennt, kann hier einen Vergleich ziehen. Es gibt einfach Möglichkeiten, eine Karte anzulegen, die dazu führen, dass es fast ausgeschlossen ist, diesen Weg jemals wieder zu verschließen.

Aber abgesehen von „groben Schnitzern“ bleibt es die Hauptproblematik bestehen, ob ein Spieler nun eine gute oder schlechte Karte spielt, hängt hauptsächlich davon ab, ob er überhaupt eine „gute“ Karte im richtigen Moment auf der Hand hat.

Es reicht bereits eine einzige Karte aus, um aus einem einzigen offenen Gang, drei neue Gänge zu machen und damit das Ende des Spiels zu besiegeln, da man dem „wuchernden Gängenetzwerk“ nicht mehr Herr werden kann.

In diesen Momenten spielt „Bandido“ seine große Stärke aus (Achtung: Ironie!), nämlich trotz recht kurzer Spieldauer, eine Spielegruppe ordentlich frustrieren zu können. Denn häufig bleibt den Spielern nichts anderes übrig als dabei zuzusehen, wie einem das Spiel immer weiter entgleitet, ohne dass die Gruppe nur das Geringste dagegen tun könnte.
Der geneigte Leser mag nun einwerfen, dass ein gewisser Glücksfaktor bei sehr vielen Spielen vorhanden ist. Doch bei „Bandido“ ist dieser Glückfaktor eine Hauptspielkomponente. Da es keine Sonderkarten oder raffinierte Spielmechaniken gibt, ist man dem „Willen“ des Nachziehstapels vollkommen ausgeliefert.

Selbst ausführliche Kommunikation und intensives Brainstorming der Gruppe schafft es nicht, dem „übermächtigen“ Glücksfaktor etwas entgegenzustellen. Wodurch das Spiel nicht einmal als kurzes, spaßiges warm-up funktioniert, sondern nur eine als „Frustlieferant“ dient.

Stefan C., 04.03.2022

Kam bisher bei fast allen Mitspielern sehr gut an! Einige wenige Mitspieler mochten es allerdings gar nicht. Also einfach ausprobieren! Bei dem Preis kann man nicht viel falsch machen :)

Thomas H., 25.11.2023